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Internationaler Suchdienst Bad Arolsen
KZ-Insasse besucht ITS-Archiv, © dpa
Das Archiv des Internationalen Suchdienstes in Bad Arolsen dokumentiert das Schicksal Millionen ziviler NS-Opfer sowie der Flüchtlinge in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg.
Geschichte und Struktur
Das Archiv des Internationalen Suchdienstes in Bad Arolsen (ISD) dokumentiert die Verfolgung und Ausbeutung von Millionen ziviler Opfer des Nationalsozialismus von 1933 bis 1945, außerdem das Schicksal von mehreren Millionen Flüchtlingen in Deutschland unmittelbar nach dem Krieg. Es dient den Opfern und ihren Angehörigen, indem es ihr Schicksal mit Hilfe seiner Dokumente belegt. Seit November 2007 steht das Archiv auch für Zwecke der historischen Forschung offen.
Bereits 1943 wurde auf Initiative der Alliierten der Einrichtung eines Suchbüros beim Britischen Roten Kreuz in London zugestimmt. Der Standort verlagerte sich von London nach Versailles und anschließend nach Frankfurt am Main. Die UNRRA (Hilfs- und Wiederaufbauorganisation der Vereinten Nationen) übernahm 1946 am nordhessischen Standort Arolsen die Aufgabe der Versorgung und Rückführung von Millionen nicht-deutscher Flüchtlinge, denn Arolsen verfügte über eine durch den Krieg kaum beschädigte Infrastruktur und lag außerdem ungefähr in geografischer Mitte der damaligen drei westlichen Besatzungszonen.
Die Arbeit des Suchdienstes wird auf der Grundlage der sogenannten Bonner Verträge von 1955 und der späteren Änderungsprotokolle (zuletzt 2006) durch einen Internationalen Ausschuss kontrolliert, dem derzeit elf Mitgliedsstaaten (Belgien, Deutschland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Israel, Italien, Luxemburg, Niederlande, Polen, USA) angehören. Im Auftrag dieses Gremiums wurden Leitung und Verwaltung vom Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) übernommen. Der Direktor des Suchdienstes wird vom IKRK auf Vorschlag des Internationalen Ausschusses ernannt. Die Finanzierung obliegt der Bundesrepublik Deutschland (Haushalt des Bundesministeriums des Innern). Der Haushalt beläuft sich jährlich auf etwa 14 Millionen Euro.
Die ursprüngliche Suchdienstaufgabe rückt mit Zeitablauf zunehmend in den Hintergrund. Das IKRK sieht seine Kernkompetenzen daher nicht mehr berührt und strebt einen baldigen Rückzug aus dem Management an. Derzeit berät eine vom Internationalen Ausschuss eingesetzte Arbeitsgruppe über die künftige Struktur und Trägerschaft des Internationalen Suchdienstes.
Was hat das Auswärtige Amt mit dem Suchdienst zu tun?
Die federführende Vertretung Deutschlands im Internationalen Ausschuss liegt beim Auswärtigen Amt. Zusammen mit dem Bundesministerium des Innern (aus dessen Einzelplan der ISD finanziert wird) nimmt das Auswärtige Amt an den jährlichen Sitzungen des Internationalen Ausschusses und der eingesetzten Arbeitsgruppen teil.
Das Auswärtige Amt achtet darauf, dass bei der Anwendung der für den Suchdienst maßgeblichen internationalen und nationalen rechtlichen Grundlagen Rechtsklarheit und Rechtssicherheit, unter anderem in Datenschutzangelegenheiten, herrschen.
Aufgabenbereiche des Internationalen Suchdienstes
Nach dem Zweiten Weltkrieg bestand die Hauptaufgabe des ISD in der Suche nach Überlebenden der NS-Verfolgung und ihren Familienangehörigen. Heute erfasst diese humanitäre Tätigkeit nur noch drei Prozent der Arbeit, da sich die Tätigkeitsschwerpunkte im Laufe der Zeit gewandelt haben.
Im Wesentlichen umfassen die Aufgaben des Suchdienstes heute:
- Schicksale von Verfolgten des NS-Regimes klären,
- Auskünfte an Opfer und ihre Familienangehörigen erteilen,
- Dokumente aufbewahren und konservieren sowie
das Archiv für die Forschung erschließen.
In diesem Zusammenhang ist die Digitalisierung des Dokumentenbestandes ein wichtiger Arbeitsbereich, da so Zugang zu und Verbreitung der historischen Unterlagen erleichtert werden. Der Suchdienst stellt Archiven und Museen, wie dem United States Holocaust Memorial Museum in Washington, der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem und dem Nationalen Institut des Gedenkens in Warschau Unterlagen zur Verfügung; darunter Dokumente zu Konzentrationslagern und Gefängnissen, die Zentrale Namenkartei, Registrierungskarten von „displaced persons“, das heißt Personen, die sich nach Ende des Krieges zwangsweise außerhalb ihres Heimatstaates befanden, sowie Dokumente zum Thema Zwangsarbeit.
Der ISD stellte im Laufe der Jahrzehnte auch zahlreiche Bestätigungen für Zwecke der Entschädigungs- und Rentenleistungen aus. Die meisten Anfragen in diesem Zusammenhang erreichten den Suchdienst zwischen 1999 und 2007 von etwa 950.000 ehemaligen Zwangsarbeitern, die Leistungen aus dem Fonds der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft beantragt hatten.
Dokumentenbestand
Das Archiv umfasst etwa 30 Millionen Dokumente zur Verfolgung, Zwangsarbeit und Emigration aus der Zeit des Nationalsozialismus und der unmittelbaren Nachkriegszeit. Daneben gibt es zahlreiche Unterlagen aus der Tätigkeit des Suchdienstes, wie die Zentrale Namenkartei, das Kinder-Sucharchiv sowie eine Korrespondenzablage. Allein in der Namenkartei finden sich 50 Millionen Hinweiskarten zum Schicksal von über 17,5 Millionen Menschen.
Wussten Sie schon, dass…?
- der Suchdienst seit seiner Gründung bis heute über 11 Millionen Auskünfte erteilt
und zudem mehr als 3 Millionen Korrespondenzakten angelegt hat,
- beim Suchdienst jeden Monat mehr als 1000 Anfragen eingehen von Forschern sowie
Opfern des NS-Regimes und ihren Familienangehörigen,
- der Gesamtbestand der Suchdienst-Archivbestände 26 Kilometer (!) an
Originaldokumenten aus der Zeit des Nationalsozialismus umfasst,
- sich in den Suchdienst-Archiven auch Dokumente zu prominenten Opfern der NS-Verfolgung finden, wie Anne Frank, Eli Wiesel, Simon Wiesenthal, Konrad Adenauer, Willy Brandt oder Kurt Schumacher,
- der Suchdienst im Bildungsbereich eng mit Schulen zusammenarbeitet und Ausstellungen veranstaltet?
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